History of the department
Die Wurzeln der Metallurgie in Leoben gehen auf das im Jahr 1811 gegründete Joanneum in Graz zurück. Schon 1814 wurde ein Antrag gestellt, dort eine Lehrkanzel für Eisenhüttenkunde zu errichten. In den folgenden Jahren wurde jedoch entschieden, dass die Lehrkanzel nicht in Graz, sondern in Vordernberg eingerichtet werden sollte. Es dauerte dann bis 1835, dass Peter Tunner zum Professor für Berg- und Hüttenkunde ernannt wurde, und er nahm erst 1840 seine Lehrtätigkeit an der Steiermärkisch-Ständischen Lehranstalt in Vordernberg auf. Er unterrichtete damals seinen Studenten in der Hüttenkunde vor allem die Metallurgie der Eisen- und Stahlherstellung. Jedoch stand bereits im zweiten Jahr in Vordernberg die Kupfermetallurgie am Lehrplan. Tunner war damals bestrebt, das metallurgische Wissen seiner Zeit möglichst vollständig in Theorie und Praxis zu vermitteln. Mit der Übersiedlung der Lehranstalt nach Leoben etablierte sich die Metallurgie als eine der tragenden Ingenieurwissenschaften in der Lehre und Forschung der Montanuniversität und ihrer Vorläuferorganisationen. Aus der ursprünglichen Hüttenkunde wurden in den folgenden Jahren bis zum heutigen Datum weitere Fachbereiche als Institut oder Lehrstuhl ausgegliedert oder neu gegründet. Die heute bestehenden Lehrstühle, die ihre Wurzeln direkt oder indirekt auf die ehemalige Hüttenkunde in Vordernberg zurückführen können, sind alle Lehrstühle des Departments für Metallurgie und des Departments für Metallkunde und Werkstoffprüfung sowie mehrere Lehrstühle der Departments für Product Engineering, Umwelt und Energieverfahrenstechnik sowie Wirtschafts- und Betriebswissenschaften. Die Lehrstühle des Departments für Metallurgie repräsentieren dabei den metallurgischen Kernbereich für die Herstellung von Metallen aus primären und sekundären Roststoffen und der Gießtechnologie von Halbzeugen und Fertigprodukten. Mitte der 1990er Jahre kam es zu der Situation, dass die Absolventenzahlen der Studienrichtung Hüttenwesen stagnierten und dann auch sanken. Die Folge war, dass der Bedarf der österreichischen und internationalen Industrie an qualifiziertem, akademischem Nachwuchs bei Weitem nicht mehr gedeckt werden konnte. Die Industrie bot der Montanuniversität Hilfe bei der Erstellung einer Globalstrategie und eines Marketingkonzeptes an. Von Rektor Bergrat h.c. Dipl.-Ing. Dr.mont. Wolfgang Pöhl wurde 1999 ein Arbeitskreis Metallurgie beauftragt, eine Strategie zu entwickeln. Das Ergebnis war das „Metallurgiekonzept“, das im November 2000 nach der Behandlung der zuständigen Gremien der Universität in Kraft gesetzt wurde. Nach der Verabschiedung des Metallurgiekonzeptes wurden mit dessen Umsetzung begonnen. Im ersten Jahrzehnt des neuen Millenniums kam es zur Gründung des Departments, aber auch gleichzeitig zu einem Generationenwechsel bei den Professuren. Im Dezember 2001 erfolgte die Berufung von Univ.-Prof. Dipl.- Ing. Dr.mont. Wilfried Krieger zum Professor für Metallurgie als Nachfolger von O.Univ.-Prof. Dipl.- Ing. Dr.mont. Herbert Hiebler als Professor für Eisenhüttenkunde. Ein Jahr später im Dezember 2002 wurde Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.phil. Peter Schumacher als neuer Professor für die Gießereikunde berufen. Zwei Monate danach im Jänner 2003 erfolgte die Besetzung der neuen Stiftungsprofessur für Modellierung und Simulation metallurgischer Prozesse mit Univ.-Prof. Dipl.- Phys. Dr.rer.nat. Andreas Ludwig. Im April 2004 erfolgte die Gründung des Departments für Metallurgie mit den fünf Organisationseinheiten: Lehrstuhl für Metallurgie, Lehrstuhl für Gießereikunde, Lehrstuhl für Wärmetechnik, Industrieofenbau und Energiewirtschaft, Lehrstuhl für Modellierung und Simulation metallurgischer Prozesse sowie dem Arbeitsbereich für Nichteisenmetallurgie. Der erste Leiter des Departments für Metallurgie war Krieger. Von dieser Funktion trat er 2007 aus Krankheitsgründen zurück, und es folgte ihm Schumacher. In weiterer Folge wurde der Lehrstuhl für Thermoprozesstechnik als Nachfolgeorganisation des Lehrstuhls für Wärmetechnik, Industrieofenbau und Energiewirtschaft eingerichtet und im Jänner 2007 Univ.-Prof. Dipl.- Ing. Dr.techn. Harald Raupenstrauch zum Professor berufen. 2010 übernahm Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Johannes Schenk, der 2008 zum Nachfolger von Wilfried Krieger als Professor für Metallurgie berufen wurde, die Departmentleitung. Im September 2010 erfolgte die Berufung von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Helmut Antrekowitsch zum Professor für Nichteisenmetallurgie, und damit wurde auch der Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie als neue Organisationseinheit statt des Arbeitsbereichs eingerichtet. Mit Beginn 2012 erfolgte eine Umorganisation des Departments für Metallurgie. Der Lehrstuhl für Thermoprozesstechnik schied aus dem Department aus und wurde Teil des damals neu gegründeten Departments für Umwelt- und Energieverfahrenstechnik. Das Department für Metallurgie besteht seit diesem Zeitpunkt aus vier Lehrstühlen: Lehrstuhl für Eisen- und Stahlmetallurgie (Leitung Schenk), Lehrstuhl für Gießereikunde (Leitung: Schumacher), Lehrstuhl für Modellierung und Simulation metallurgischer Prozesse (Leitung: Ludwig) und Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie (Leitung: Antrekowitsch). Im Bereich der Lehre wurde ein Fachbereich Metallurgie eingerichtet, um die definierten Ziele aus dem Metallurgiekonzept umzusetzen. Dieser umfasst alle Lehrstühle des Departments für Metallurgie, aber auch drei Lehrstühle aus anderen Departments, die eine der Kernkompetenzen der Metallurgie repräsentieren. Diese drei Lehrstühle sind der Lehrstuhl für Umformtechnik, der Lehrstuhl für Thermoprozesstechnik und der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften. Im Studienjahr 2003/04 wurde das Diplomstudium für Hüttenkunde durch ein zweistufiges Bachelor- und Masterstudium der Metallurgie abgelöst. Es wurde ein siebensemestriges Bachelorstudium für Metallurgie eingeführt und darauf aufbauend ein dreisemestriges Masterstudium mit dem Abschluss Dipl.-Ing. und dem international anerkannten MSc. für Metallurgie. Die strategischen Zielsetzungen bei der Neugestaltung des Studiums waren eine Erhöhung der Flexibilität mit einer besseren Möglichkeit zur Profilbildung im Masterstudium und die Steigerung der Attraktivität des Studiums für neue Studenten sowie eine Stärkung der Internationalisierung. Im Wintersemester 2014/15 wurden ein neues Bachelor- und Masterstudium Recyclingtechnik eingeführt. Der Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie war bei der Erstellung des Curriculums maßgeblich beteiligt. Durch die Lehrstühle des Departments wird der gesamte Ausbildungsblock für das stoffliche Recycling von Metallen vertreten. Im Metallurgiekonzept wurde die Intensivierung der Partnerschaft zur österreichischen Industrie als Ziel definiert. Eine konkrete Umsetzung erfolgte durch die Gründung von Christian Doppler Labors (CD-Labors). Dort wurde und wird an Themen der anwendungsorientierten Grundlagenforschung mit Industriepartnern geforscht. Seit 2002 wurden fünf CD-Labors am Department gegründet, wovon drei nach der maximalen Laufzeit von sieben Jahren erfolgreich abgeschlossen wurden. Die beiden derzeit bestehenden Labors laufen noch bis 2018. Eine neue Form der Kooperationen mit der Industrie wurde in Kompetenzzentren aufgebaut. Das erste KnetMET – Kompetenznetzwerk für metallurgische und umwelttechnische Verfahrensentwicklung lief von Juli 2001 bis Juni 2008. In diesem waren die Lehrstühle des Departments der größte wissenschaftliche Partner. Derzeit gibt es eine maßgeblich Beteiligung in zwei Kompetenzzentren: K1-Met – Competence Center for Excellent Technologies in Advanced Metallurgical and Environmental Process Development und MPPE – Integrated Research in Materials, Processing and Product Engineering. Abgeleitet aus den von der EU-Kommission im Programm „Horizon 2020“ definierten Schwerpunkten und Zielsetzungen ist eine der wichtigen zukünftigen Herausforderung an die Metallurgie die Produktion der metallischen Werkstoffe mit gesteigerter Energie- und Rohstoffeffizienz. Technologische Lösungen zur Erhöhung der Recyclingrate der Metalle, zur Nutzung sekundärer, alternativer Rohstoff- und Energiequellen sowie zur Schließung von Stoffströmen für die Metallproduktion werden verstärkt zum Einsatz kommen. Neben der Effizienzsteigerung der Prozesse wird eine zukünftige Herausforderung die Erzeugung neuer Metalllegierungen und neue Anwendungen von metallischen Werkstoffen sein. Neue Technologien im Bereich der alternativen Energieversorgung, der Kommunikationstechnik, der modernen Mobilität und der Medizintechnik werden hier die bestimmenden Faktoren für die Entwicklung sein. Mit diesen Zukunftsthemen beschäftigt sich bereits die Forschung am Department für Metallurgie in Projekten und Kooperationen mit Partnern aus der Wissenschaft und Industrie. Im Bereich Lehre müssen zukünftig Schwerpunkte gesetzt werden, um die Attraktivität und Internationalisierung des Studiums Metallurgie weiter zu steigern und die Qualität der Ausbildung in Hinblick auf Schnittstellenkompetenz im „Wertschöpfungskreislauf“ und zur Vertiefung der Ausbildung im Hinblick auf Arbeitssicherheit, Prozesssicherheit sowie Risikoanalysen für Produktion und Produkte zu erhöhen.